Lokalmedientagung 2022: Eine papierlose Zukunft?

Mit Digital-Abos, attraktiven Newslettern, Mitgliederclubs in die (papierlose) Zukunft? An der Lokalmedientagung des Verbands Schweizer Medien am 13. September 2022 in Zürich haben Vertreter verschiedener Lokalmedien darüber gesprochen, mit welchen Massnahmen sie bereits zum Erfolg gefunden haben – oder auf welche Geschäftsmodelle sie setzen, um die anstehenden Herausforderungen zu meistern. Wir waren vor Ort und geben Ihnen einen Rückblick über die wichtigsten Inhalte.

Zunehmende Papierknappheit zwingt zum Umdenken

Das «Nein» des Stimmvolks zur Medienförderung sitzt den im Restaurant «Daizy» im Zürcher Binzareal anwesenden Vertretern der Lokalmedien noch immer in den Knochen. Und nach der politischen Hiobsbotschaft Anfang des Jahres hat sich die Lage weiter zugespitzt: Zahlreichen Verlagshäusern in der Schweiz und im Ausland macht die drohende Papierknappheit zu schaffen. Medienunternehmen überlegen, wie sie ihre Papierlager noch aufstocken können und woher sie neben Papier auch noch zusätzlichen Lagerraum bekommen.

Papierloser Erfolg dank Onlinewerbung

Marketingabteilungen versuchen auf Hochtouren, klassische Print-Kunden doch noch zum Schritt in die digitale Welt zu bewegen – auch wenn es nur der Umstieg von der Printausgabe auf das E-Paper ist. Und einer macht es vor: Urs Gossweiler, Verleger der Jungfrau Zeitung. Die Zeitung erscheint schon seit Anfang 2020 – nach mehr als 20 Jahren Print – nicht mehr in gedruckter Form, sondern ist seither eine «E-Tageszeitung». Auch wenn der drohende Papierengpass Gossweiler nicht treffen kann und er somit ein grosses Problem weniger hat als viele andere: harmonisch seien der Wechsel weg vom Papier und der digitale Start nicht verlaufen, sagt Gossweiler im Vortragsraum «bel étage». Dort haben sich Besucher und Referentinnen eingefunden. «Morddrohungen waren noch das Harmloseste». Unterdessen sei der «riesen Shitstorm» jedoch vorüber und er ist überzeugt, dass seine E-Zeitung mit Online-Werbung als einziger Einnahmequelle Zukunft hat.

Surseer Woche als digitales Vorzeigebeispiel – Auch dank a&f

Ein solch harter Wechsel, wie ihn die Jungfrau Zeitung vollzogen hat, ist aber nicht für alle Lokalmedien gangbar oder wünschenswert. Entsprechend standen auch die erfolgreiche Generierung von Digital-Abos, attraktive Newsletter und das Teilhabenlassen von Lesern als Clubmitglieder im Fokus der Tagung. So hat beispielsweise die Surseer Woche seit Mai 2019 den sogenannten «Klub S», um aus Abonnenten Mitglieder zu machen. Und ihnen «etwas zurückzugeben», wie Guido Eberhard, Geschäftsführer und Verlagsleiter der Surseer Woche, sagt. Mit den Botschaften «Mehr als eine Zeitung» und «Ech be debii» wurde für den Klub S eine junge, freche Kampagne umgesetzt. Zur Auswahl stehen Mitgliedschaften «Print & Digital», «Print», und «Lifetime», wobei letzteres eher ein Marketinggag sei und bisher noch niemand eine solche Mitgliedschaft gelöst habe. Obschon es viel zu profitieren gäbe: Clubmitglieder bekommen unter anderem vergünstigte Konzerttickets und günstigere Eintrittspreise zu verschiedenen Veranstaltungen. Zudem erhalten sie Inhalte entsprechend ihrer Bedürfnisse aufbereitet.

Von Print First zu Digital First

Ganz grundsätzlich hat die Surseer Woche ihren Ansatz bezüglich Inhaltaufbereitung angepasst. Der klassische Print-First/Digital-Later-Ansatz gehört der Vergangenheit an. Neu gilt: Digital First. Aber auch wenn das Digitale und die zeitgemässe Aufbereitung von Inhalten dank des Einsatzes des Redaktionssystems von WoodWing und den Workflows, welche die Experten der a&f mit der Surseer Woche erarbeitet haben, grosse Veränderungen gebracht haben, ist eines geblieben: Nämlich, dass die Leserinnen und Leser oder eben Klub-S-Mitglieder weiterhin mit für die Region relevanten Inhalten beliefert werden