«Es geht darum, zukunftsfähig zu sein» – Sabrina Meier im Interview mit persönlich.com
Im Interview erklärt Sabrina Meier, was durch künstliche Intelligenz auf Redaktionen zukommt. Wir geben Ihnen eine Zusammenfassung.
Erstellt von Marina Schinner am 23.02.2023 in Redaktion & Publishing
Zahleiche Medienhäuser setzen bereits auf künstliche Intelligenz. Wie lange braucht es da noch Journalistinnen und Journalisten? Im Interview mit persönlich.com, dem Online-Magazin für Entscheider und Meinungsführer, gibt Sabrina Meier Antworten auf aktuelle Fragen. Als Head of Business Analysis and Strategy bei der a&f systems kennt sie die Trends der Medienbranche.
Künstliche Intelligenz ist omnipräsent
Künstliche Intelligenz ist konkret geworden. Mit ChatGTP von OpenAI eröffnen sich Medienunternehmen neue Chancen in der Gegenwart, statt in ferner Zukunft. Zahlreiche Medienunternehmen haben diese Chancen beim Schopf gepackt, haben Arbeitsgruppen gebildet, getestet, überlegen sich, wie sie künstliche Intelligenz über das heutige Mass hinaus einsetzen können. Die Frage «Braucht es bald keine Journalistinnen und Journalisten mehr?» beschäftigt auch die a&f systems. Das Wichtigste vorweg: Journalistinnen und Journalisten werden nicht heute oder morgen aussterben. Davon ist Sabrina Meier überzeugt. Denn das Können von KI-Tools ist noch eingeschränkt:
«Investigativer Journalismus, das Analysieren und Aufzeigen von komplexen Zusammenhängen, das Einordnen von Fakten und Themen im Diskurs oder Kontext – da sind wir jetzt noch nicht so weit, dass ein Roboter diese Arbeiten ausführen könnte.»
Sabrina Meier, Head of Business Analysis and Strategy a&f systems
Und doch ist das Thema allgegenwärtig. Seitens a&f systems vor allem bei Anfragen und im Austausch mit Kunden und Interessenten – sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland. Doch wie haben sich die Anforderungen verändert?
Content First – Mit Transparenz
Und da haben sich ganz neue Möglichkeiten der digitalen Formen und nahtlosen Ausspielungsmöglichkeiten aufgetan. Doch wie kann künstliche Intelligenz die Journalistinnen und Journalisten unterstützen, ohne diese zu ersetzen?
«Zum Beispiel, dass mehrere Meldungen verschiedener Agenturen zu einem konkreten Thema via KI zu einem einzigen redaktionellen Inhalt werden. Und zwar mit dem gewünschten Aufbau – also Titel, Lead et cetera. Ebenso prüft das Tool die korrekte Übernahme von Inhalten aus dem Basismaterial. Der neu geschriebene Text wird auf Einzigartigkeit geprüft und die Einzigartigkeit wird mit einem Score – 0 bis 100 Prozent – deklariert.»
Und wie sieht es mit der Faktensicherheit aus? Denn gerade ChatGPT nimmt es mit der Zuverlässigkeit der Angaben nicht so genau.
«Es geht im konkreten Fall um die Zuverlässigkeit der Datenbasis. Also darum, was man der KI zur Verarbeitung zur Verfügung stellt.»
Dass hier auch Transparenz und Ethik wichtige Themen sind, ist klar. Sabrina Meier vertritt dank jahrelanger Erfahrung auch die Sicht von Journalisten. Und findet, dass der Konsument wissen muss, womit er konfrontiert ist und wie ein Inhalt entstanden ist. Nur so kann er den Inhalt vor diesem Hintergrund einordnen. Doch inwieweit können ethische Grenzen richtig gesetzt werden?
«Ich würde lügen, wenn ich sagte, dass wir bezüglich Beratung einen klaren Rahmen abgesteckt hätten. Und ebenso, wenn ich sagen würde, dass die a&f die Lösung gefunden hat und ganz genau weiss, wo denn diese «ethische Grenze» genau liegt. Trotzdem: Wir sind ein Systemintegrator. Viele Unternehmen haben selbst Leute, die sich genau um diese Frage kümmern. Mit diesen stehen wir im Austausch, wenn das gewünscht wird.»
AI kann Journalisten also auch in seriösen Bereichen bzw. News unterstützen, gar teils ersetzen. Dennoch ist der a&f systems klar, dass solche Möglichkeiten Hintergrundberichte, den investigativen Journalismus und überhaupt den Journalismus als Pfeiler der Demokratie nicht ersetzen können. Auch hören wir bereits den Aufschrei, der durch Redaktionen und journalistische Ausbildungsstätten geht. Eben weil der Journalismus nicht lediglich ein Handwerk ist, sondern eine (kritische) Aufgabe hat. Und weil die neuen oder zumindest stark veränderten Rollen, die mit KI einhergehen, häufig nicht mit dem aktuellen Rollenverständnis in Redaktionen und Ausbildungsstätten übereinstimmen. Die Herausforderung liegt also nicht in erster Linie in der technischen Machbarkeit, sondern beim Organisations-, Rollen- und Changemanagement.
Einen Schritt voraus: Der Publishing Circle der a&f systems
Damit Unternehmen mit der Technologie mithalten können, braucht es neue Denkweisen. Genau darauf hat sich die a&f systems fokussiert. Basierend auf den Erkenntnissen aus der Zusammenarbeit mit den Medienhäusern und den eigenen Evaluationen haben wir den sogenannten «Publishing Circle» entwickelt. Ein Kreislauf, der das Publizieren der Zukunft zeigt. Mit dem Publishing Circle bieten wir einen ganzheitlichen Workflow, der auf das langjährige Praxis-Wissen der a&f, Automatisierung und künstliche Intelligenz setzt. Dieser basiert einerseits auf den zukunftsträchtigen und bei zahlreichen Medienhäusern bereits erfolgreich eingesetzten Lösungen von SPRYLAB, andererseits auf den WoodWing-Modulen und weiteren innovativen Tools. Dieser Lösungsansatz wird unseren Kunden exklusiv zur Verfügung gestellt und deckt die Bedürfnisse vor allem im digitalen Bereich hervorragend ab.
Der Publishing Circle stellt laut Christian Glanzmann, zuständig für Innovationen bei der a&f systems, sicher, dass Systeme, die bereits im Einsatz sind, weiterhin genutzt werden können. Dies im Zusammenspiel mit neuen Tools und Möglichkeiten wie ChatGTP. Das Erstellen von Texten mit KI (Bereich Kreation) sei zwar nur ein kleiner Teil des Publishing Circles, jedoch einer der relevantesten.
Publizieren ist mehr als «fire and forget». Durch den Publishing Circle wird ein Beitrag für sämtliche Kanäle geplant und medienneutral geschrieben. Künstliche Intelligenz unterstützt die Erstellung von Inhalten optimal. Das Ausspielen sowohl in sämtliche digitale Kanäle als auch nach Print kann ohne Copy-and-Paste erreicht werden. Das System meldet anhand von vordefinierten Werten zurück, wie die Performance eines Artikels auf der Webseite ist. Oder wieviele Likes eine Geschichte auf einem Social-Media-Kanal bekommen hat. Durch die Auswertungen der Analysen erkennt die Redaktion, welche Geschichten besonders gut ankommen und kann dies in der Planung erneut berücksichtigen.